Dienstag, 23. Oktober 2012
Das Leben in der Stadt, das Leben auf dem Land
Ein Bekannter von mir, der auf dem Land lebt, meint, das Leben außerhalb der Stadt sei zu langweilig. Die nächste Disko sei 25 km entfernt, und Einkaufen könne man nicht ohne Auto, da es keinen Verbrauchermarkt in der kleinen Ortschaft gibt. Er wohnt in einem großen Haus mit großem Grundstück, hat zwei Garagen, parkt sein Auto trotzdem am Rande der Straße. Zum Parken gibt es ja genug Platz in seinem Dorf. Die Luft ist frisch und es herrscht dort eine Ruhe, was einem ein beruhigendes Gefühl gibt. Er ist aber mit seinem Leben nicht zufrieden. Er will in einer Großstadt leben. Ja, in einer Großstadt.
Was er aber nicht weiß, in einer Großstadt zu leben hat nicht nur Vorteile. In einer Großstadt gibt es andere Probleme als auf dem Land. Mann kommt praktisch nie zur Ruhe. Wenn man abends von der Arbeit nach Hause kommt, sucht man minutenlang einen freien Parkplatz, denn nicht jeder besitzt ein Haus mit Garage. Wenn man an einer vielbefahrenen Straße lebt, hat man keine Nachtruhe. Und morgens, wenn man zur Arbeit fährt, muss man sich auf lange Staus einstellen, und abends auf dem Weg nach Hause genauso. Die Zeit ist in einer Großstadt immer knapp. Man schafft selten alles, was man sich vornimmt. Es gibt immer Hektik.
Und deshalb haben viele Menschen Schlafstörung. Tagsüber ist man müde, und nachts kann man nicht schlafen. Mit 25 bekommt man graue Haare, und mit 35 leidet man an Haarausfall. Man altert schneller, und manche bekommen sogar psychische Probleme.

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Das mit der ländlichen Ruhe stimmt nicht ganz.

Vergessen wir den vergangenen Juni: ich musste um vier Uhr die Fenster schließen, weil die Vögel wie die Verrückten geplärrt haben. Ich mag Vögel, aber nicht so früh und nicht so laut. Nebenbei haben neulich zwei Elstern eine Amsel ermordet, mitten in meinem Hof. Ich konnte nicht helfen, weil ich gerade am Telefon war.

A propos Telefon: ich habe alle Fenster offen, weil es Sommer ist oder ich es will. Telefonieren kann ich so nicht, weil immer mindestens zwei Leute in der Umgebung Holz spalten, Hecken schneiden oder Rasen mähen. Natürlich nicht von Hand (da würde man nur die Flüche hören), sondern elektrisch oder mit Benzin betrieben. Und wenn die Sägen mal still sind läutet die katholische Kirche, als wäre Weltuntergang. Jeden Tag um sechs Uhr früh, jeder Besucher, der bei mir übernachtet, spricht von "Inferno".

In meiner Wohnung in der Stadt ist es ruhig.

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Natürlich, es gibt Ausnahmen. In manchen Dörfern ist es laut und in einigen Stadtteilen einer Großstadt ab 22:00 Uhr bewegt sich nichts. Und das Zwitschern der Vögel gibt es doch auch in der Stadt, nur es wird von vielen anderen Geräuschen übertönt. Es stimmt, dass ab und zu tagsüber auf dem Land das Motorgeräusch eines Traktors oder einer Motorsäge zu hören ist, aber ich erzähle, was man in einer Großstadt erleben kann: Mitten in der Nacht läuft ein besoffener Mann entlang der Straße, und ruft ganz laut:“ Hey, ich bin der König von München!“. Und das macht er so oft, bis die Polizei kommt und ihn mitnimmt. Oder ein verrückter Autofahrer hält ohne einen Grund an, und fährt dann mit Vollgas wieder los, ohne zu denken, dass die Menschen schlafen. Ab und zu hört man Schüsse. Man fragt sich, wer schießt mitten in der Nacht?

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