Donnerstag, 11. April 2013
Die Erzählungen eines afghanischen Gotteskriegers
In fast allen Dörfern gab es welche Bewohner, die für die Russen spionierten. Sie taten es meistens aus Geldgier. Die Russen hatten besondere Methoden, wenn es um den Informationsaustausch mit ihren Kontaktmännern ging. Immer wenn sie in ein Dorf gingen, zehrten sie ihren Informanten aus dem Haus, nahmen ihn mit ins Auto, als ob er ein Feind von ihnen wäre, und taten so, als würden sie ihn vernehmen. In Wirklichkeit gab der Informant seine Informationen weiter. Die ganze Inszenierung war, um uns zu täuschen. Aber wir hielten ein Auge offen. Jene Männer, die zu oft festgenommen, verhört und wieder freigelassen wurden, standen bei uns unter Verdacht.
Jandad, der grausame Kamerad, rechnete mit den Spionen hart ab, und das war gut so. Die Spione stellten für uns eine große Gefahr dar, da sie unsere Strukturen sowie unsere Zufluchtsorte kannten. Sie waren schuld daran, dass der Feind unsere Verstecke im Dorf entdeckte. Ihretwegen hatten einige unserer Kameraden ihr Leben verloren oder saßen im Knast.
Einmal hatte Jandad einen Verräter in den Bergen verschleppt und mit einem Kopfschuss hingerichtet. Bis in der Nacht ließ er die Leiche dort liegen, dann trug er sie mithilfe seiner Männer bis zu einem Fluss, der von unserem Dorf ungefähr eine Stunde zu Fuß entfernt war, und warf sie ins Wasser. Am nächsten Tag fand ein Bauer die Leiche, die neben ihren Feldern an den Wurzeln eines Baumes hängengeblieben war. Er informierte die anderen Bauern. Die Leiche wurde identifiziert und den Angehörigen übergeben. Sie begruben sie. In der Nacht hatte Jandad sie wieder ausgegraben und neben die Hauptstraße geworfen, um so den Verräter richtig verhöhnt zu haben. Der Gestank war unerträglich, und das war offenbar der Grund, dass Jandad die halb verweste Leiche nicht wieder ausgrub, als sie zum zweiten Mal beerdigt wurde.

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